Ein Duell. Drei Verlierer.
Nach 90 Minuten war man froh, dass es vorbei war. Der Abgesang auf ein TV-Duell. Vier Moderatoren, die sich als Helden zu inszenieren trachteten. Fast ein Viertel der Sendezeit für sich beanspruchten, Kontroversen abwürgten und belanglose Themen aufs Tableau brachten. So verwunderte es nicht, dass das Duell immer dann sehr gut wurde, wenn die Moderatoren schwiegen und die Kandidaten miteinander stritten. Offenbar verfolgten die mitunter schlecht vorbereiteten Moderatoren ihr eigenes Ziel. Sie wollten deutlich machen, dass die Große Koalition weitergeht.
Wie auch immer diese Wahl ausgeht: Bei ARD, ZDF, rtl und SAT.1 sollte man dringend über das Format nachdenken. Im Zweifel lieber Herrn Limbourg alleine moderieren lassen. Er verdiente sich neben Peter Klöppel zumindest noch die Note befriedigend.
Aber nicht nur das TV-Format hat verloren. Auch die Kanzlerin. Sie startete sehr zickig. Korrigierte Besserwisserisch. Sie fiel ins Wort. Sie beantwortete anfangs keine der gestellten Fragen. Später dann gewann sie an Sicherheit, blieb aber floskelhaft. Und die Kernbotschaft fehlte. Das verwundert, denn bis dato fiel die Union und die Kanzlerin dadurch auf, dass sie wie niemand sonst im Wahlkampf konsequent ihre Botschaft durchtrug: Wir haben die Kraft. Das fehlte im TV-Duell als Motiv bei fast allen Ausführungen. Nur einmal gelang es ihr, ein Thema klar zu gewinnen. Als ihr Herausforderer sich in der Gesundheitspolitik darin verhedderte, über Dienstwagen zu reden, statt die Bürgerversicherung zu erläutern.
Man mag nun glauben, dass Steinmeier also am Ende der klare Sieger war. E war argumentativ sicherer. Er hatte seine klaren Kernbotschaften („Stoppt schwarz-gelb“, „Große Koalition hat CDU in die Mitte geholt, alleine kann es die SPD aber besser.“), machte den Wahlkampf zur sozialen Auseinandersetzung und ließ endlich den Deutschlandplan links liegen. In der Außenpolitik und der Steuerpolitik war er offensiv und punktete. Dennoch am Ende könnte auch er als Verlierer den Platz verlassen: Er argumentierte zu kompliziert, zu facettenreich, zu intellektuell. Er vermied mehrfach den direkten Angriff. Damit konnte er zwar den politisch interessierten Wähler überzeugen und den eigenen Anhang begeistern (und tat es offenbar auch, wenn man die vielen Tweets verfolgte). Aber das reicht vermutlich nicht, um unentschlossene, eher weniger versierte Wähler an die Urnen zu treiben. Aber genau das braucht die SPD in der aktuellen Lage.
Kassaei scheitert am Widerstand der Traditionalisten
Ganze zehn Monate war Amir Kassaei Chef des ADC. Nun ist er zurückgetreten. Offenbar gescheitert am Widerstand der Traditionalisten in der Werbebranche. Denjenigen, die noch nicht verstanden haben, wie sehr das Geschäftsmodell Werbung gerade erodiert. Wenn trotz Krise die Unternehmen über Nacht Millionen Euro schwere Werbebudgets als reine Kostenblöcke streichen können und sie dadurch nicht einmal Absatzprobleme hinnehmen müssen. Dann muss sich die Werbebranche selbstkritisch hinterfragen. Kassaei hat völlig recht, wenn er anmahnt, dass Kommunikation endlich wieder an Relevanz gewinnen muss.
Viel zu oft war und ist Werbung völlig selbstreferentiell. Kreativität wird als Selbstzweck, denn je irrelevanter eine Werbebotschaft, desto lauter muss sie formuliert werden. Nachhaltig ist das nicht. Und auf Dauer sogar nervend.
Schlimmer aber noch: Während sich die Agenturen mit mehr oder weniger gefakten Kreativwettbewerben selbst feiern, lassen sie ihre Kunden mit DER Herausforderung allein: Endlich Relevanz in die Kommunikation bekommen.
Auch SPIEGEL Online berichtet.